Familien unterstützen | Großeltern in Regenbogenfamilien, eine Rolle ohne Skript

Das Coming-out der Tochter oder des Sohnes ist meist auch eines für ihre Eltern, ein Prozess, der sie mit „heterosexuellen Vorannahmen“ über ihr Kind konfrontiert. Die Eltern fragen sich oft: „Habe ich etwas falsch gemacht?“„Was wird jetzt aus meinem Kind? Warum muss er/sie es so schwer haben?“ und vor allem:
„Dann werde ich ja nie Großmutter bzw. Großvater!“

Bekommen die lesbische Tochter oder der schwule Sohn ein Kind, bricht zwar das Stereotyp „Homosexuelle können keine Eltern sein“ zusammen. Doch die neuen Großeltern sind oft nicht einfach nur glücklich, sondern erneut mit eigenen und fremden Vorurteilen konfrontiert. Statt Glückwünschen oder Nachfragen zum Enkelkind ernten sie leider auch sensationslüsterne Fragen, verständnislose Kommentare, irritierte Blicke oder betretenes Schweigen.

Als mein heterosexueller Sohn Vater wurde, haben mir alle Leute, Nachbarn, Bekannte gratuliert. Als aber mein schwuler Sohn sich für eine Adoption angemeldet hat, habe ich von vielen Seiten gehört: ‚Müssen die jetzt auch noch Kinder haben? Die können doch schon heiraten. Das reicht doch!‘  Das tut weh! Ich habe mich so gefreut, dass er nun vielleicht doch noch Vater wird. Aber diese Kommentare sind einfach nur verletzend.“ (Mutter beim Bundeselterntreffen des befah e.V. 2013, Berlin)

Diese Abwertung kann die Freude am Enkelkind empfindlich stören und für die neuen Großeltern ein „zweites Coming-out“ voller Zweifel und Ängste mit sich bringen. Großeltern homosexueller Eltern zu unterstützen heißt daher nicht nur, ihnen bei vorurteilsbehafteten Reaktionen des Umfelds beizustehen, sondern auch bei der Bearbeitung möglicher eigener Vorbehalte, damit sie ihre neue Rolle mit Freude und positiver Energie ausfüllen können.

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Beitrag von Ilka Borchardt & Heiko Reinhold (Download PDF)