Bewusster handeln | Regenbogen-Kompetenz für Fachkräfte

Manche Probleme von Partnerinnen/Partnern und Kindern von spätgeouteten Homosexuellen ähneln den "normalen" einer Trennung oder Scheidung. "Das kenne ich von anderen Familien!" sagten manche Fachkräfte. Und doch spielen die realen Unterschiede ebenso wie unhinterfragte Vorannahmen und die scheinbare Selbstverständlichkeit der eigenen (Hetero-)Sexualität im Detail eine überraschend große Rolle.

So erlebten Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Fortbildungskurse in Rollenspielen am eigenen Leib die Anstrengung von homosexuellen Menschen, fast immer einen Teil der Identität verstecken zu müssen. Oft zum ersten Mal wurden Fachleute konfrontiert mit den vielfältigen Fallstricken in der Begegnung mit "Normalen", mit Angst, Notlügen, erfundenen Geschichten — und der Erleichterung, nach Ende der Fortbildung in die eigene Identität zurückzukehren und nichts mehr verheimlichen zu müssen.

Sie erfuhren ganz konkret, wie weitreichend die Auswirkungen dieses scheinbar so kleinen Teils der Identität im Alltag sind. Diese Erfahrung führte bei allen zu einem Perspektivwechsel, zu einer tieferen Emapthie, die Vorträge, Artikel oder anderes kognitiv erfasstes Wissen nur schwer vermitteln können.

Ein Teilnehmer beschrieb dies ungefähr so: "Ich weiß noch nicht genau wie, aber ich weiß, dass ich ab jetzt dem Thema sexuelle Identität gegenüber offener und sensibler sein werde. Ich kann mich jetzt viel besser in Menschen hineinversetzen, für die Coming-out ein Thema sein könnte. Und das hat mit Sicherheit Auswirkungen auf meine Beratung."

Mehr zum Thema:
1. "Erfahrungen des Fachpersonals in der Sozialen Arbeit" von Ilka Borchardt und Heiko Reinhold
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2. "Handlungsempfehlungen und Beratungsprinzipien für Soziale Fachkräfte" von Ilka Borchardt & Heiko Reinhold
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